Kulturschock
Kurzgeschichte für die Uni im Fach Text und Konzept
Die ersten Sonnenstrahlen fallen in mein Gesicht, die Vögel zwitschern. Es ist Dienstagmorgen und Zeit aufzustehen. Schnell mache ich mich fertig, schiebe mir ein Brötchen rein, schnappe meinen Laptop und gehe zum Auto. Seit ewigen Zeiten geht es wieder zur DFI und nach Hamburg, in die Großstadt. Ich fahre durch die idyllischen Felder und den blühenden Raps meines Dorfes entlang an Pferden und Schafen hin zur Autobahn. So viele Autos und LKWs bin ich gar nicht mehr gewohnt, das laute Brummen der Motoren und das hektische Quietschen der Reifen beim Bremsen vor dem drohenden Stau, wecken auch in mir den Stress. Ab Jenfeld steht der Verkehr. Man kann die Menschen in ihren Autos wunderbar beobachten. Manche gestresst, manche am popeln und manche, die vor sich auf dem Armaturenbrett ihre morgendliche Zeitung ausgebreitet haben. Dies zieht sich hin bis zum Horner Kreisel, dort herrscht wildes Gehupe und Gedrängel um auch noch möglichst schnell die Grünphase mit nehmen zu können. Endlich habe ich diesen Knotenpunkt geschafft, so langsam legt sich der Stau und bis zur Wallstraße rutsche ich gut durch. Oh Shit, eine rote Ampel. Nichts hasse ich so sehr, wie hier stehen zu müssen. Immer Panik, dass jemand meine Fensterscheiben putzen will oder in Hoffnung auf Geld an mein Fenster klopft. Als ich endlich weiter fahren kann, am Porsche Zentrum vorbei erhasche ich einen Blick auf den Steindamm, für ein wahres Dorfkind ein Blick in eine andere Welt. Andere Gerüche und Geschmäcker und eine glückliche Erinnerung an Batman ́s Döner. Der Trittauer Gül Imbiss kommt bei Weitem nicht an diesen Döner heran. Weiter geht die Fahrt, an der Alster entlang und mit kurzem Winken zu Paul, der bei Check24 auf der Dachterasse sitzt und den Blick auf die ganze Jogger am Alsterufer genießt. Da wäre ich jetzt auch gerne. Vor mir drängelt mich ein hupender Porschefahrer ab, als müsste er um sei Leben zu behalten, in diese eine kleine Lücke. Ich sehe schon das Peugeothaus, hier entlang, dann in die Jungiusstraße und an den Messehallen vorbei. Hallo Hamburger Motorrad Tage. Ein jähr-licher Ausflug, der immer mit Nackensteak im Brötchen um 9 Uhr morgens zum Frühstuck beginnt. So viele Erinnerungen. Schnell biege ich ab, an den Fahrrad fahrenden Öko-Muttis vorbei. Der Fleischgroßmarkt auf der linken Seite, geht es in die Sternstraße. Die Suche nach einem Parkplatz beginnt. Ist einer dieser seltenen Plätze erreicht, überlege ich mir wie lange ich nicht wohl heute um die Zettelhexe herumdrücken kann, wann muss ich wohl ein Ticket ziehen. Während ich noch kurz im Auto sitze rollen ein paar Penner mit ihrem Einkaufswagen voller Pfand an mir vorbei. Ich öffne meine Tür und mir schlägt der Geruch von Urin in der Morgensonne entgegen. In Windeseile gehe ich zur Uni. Oben angekommen merke ich, ich bin doch ein Dorfkind durch und durch.

Zwischen Jung und Alt
Artikel für den MSC Mölln in der ADAC Hansa Aktuell, April 2021
Unser Verein zählt mittlerweile über 400 Mitglieder, die Jüngsten können gerade eben Fahrrad fahren und die Ältesten sind um einiges älter als unser Verein selber.
Die Wenigsten wissen wie unser Verein überhaupt entstanden ist und welch interessanten Geschichten sich hinter dem Grambeker Heidering verbergen. In den 1950er Jahren entstand, aus einer Gruppe junger Männer die Kunststücke mit Motorrad und Auto auf dem Möllner Sportplatz präsentierten, der MSC Mölln. Es wurde, ganz anders als heute, keine Rennen gezeigt, sondern Stunts von einzelnen mit dem Motorrädern oder Autos, sowie von Gruppen, die beispielsweise Pyramiden auf dem Motorrad turnten. Die Einnahmen dieser Shows wurden in unseren heutigen Grambeker Heidering investiert, welcher mit viel Mühe und Stück für Stück von den Mitgliedern errichtet wurde.
Dieses Jahr haben wir unser 70-jähriges Bestehen und nächstes Jahr feiern wir unser 60-jähriges Motocross-Jubiläum. Wir sind wirklich stolz auf dieses lange und auch erfolgreiche Bestehen und hoffen natürlich, dass es ebenso weitergeht.
Eines unserer Gründungsmitglieder ist Knut Dederichs, er ist unser ältestes Mitglied und nach wie vor jeden Mittwoch der Saison bei uns. Früher ist Knut mit dem Auto oder Motorrad durch die Gegend gesprungen, egal ob durch Wände oder Feuerringe, Hauptsache spektakulär. Heutzutage unglaubliche Bilder und zwar eigentlich ziemlich weit entfernt von unserem jetzigen Sport, es ist beeindruckend sich vorzustellen wie damals wohl die Motorsportshows ausgesehen haben und was die Fahrer damals empfunden haben müssen, bevor sie in ihren Stunt gestartet sind. Die Geschichten, denen man lauschen kann sind faszinierend und was Knut von damals zu erzählen hat ist viel zu spannend um es nicht weiter zu tragen. Es ist etwas ganz Besonderes Knut zu haben, der auch noch nach 70 Jahren gerne zu uns kommt und ein ebenso wichtiger Teil unseres Vereins ist, wie die aktiven Fahrer.
Diese Mischung von jung und alt ist doch das, was diesen Verein am Leben hält. Wir wollen unser Bewusstsein für unsere Geschichte schärfen und auch Tribut zollen an jene, die unseren Verein überhaupt erst ins Leben gerufen haben. Deswegen haben wir uns überlegt, unsere neuen Vereinsjerseys, inspiriert von der ersten Vereinsklamotte die es 1951 für die Fahrer gab, zu gestalten. Die Geschichte bleibt so am Leben und wird weiter getragen von unseren Fahrern.
Die Meisten kommen durch die Begeisterung der Eltern zum ersten Mal mit Motocross in Berührung und entdecken wahrscheinlich so die eigene Liebe zu diesem Sport. Sie kommen zum Fahren, lerne neue Leute kennen und schließen Freundschaften. Der Verein wird zu einem Ort, den man gerne besucht und der zu einem Teil der eigenen Geschichte wird. Irgendwann gibt man diese Leidenschaft dann auch weiter. So entstehen die Generationen des Vereins.
In 70 Jahren werden die Kleinen von heute, hoffentlich eben so wie wir jetzt, zurückblicken und sich erinnern, dass es eine Geschichte gibt auf die man stolz sein kann und die man weitertragen sollte. Die werden schmunzeln über die Klamotten und Frisuren von damals, so wie wir heute und sich freuen, wenn sie sich auf den alten Bildern entdecken und in vielen tollen Erinnerungen schwelgen.
